Eierstockzysten – Was steckt hinter der Diagnose?
Eierstockzysten (medizinisch: Ovarialzysten) sind flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, die sich im oder am Eierstock bilden können. In vielen Fällen sind sie harmlos, treten im Rahmen des natürlichen Zyklus auf und verursachen keinerlei Beschwerden. Dennoch kann es zu Komplikationen kommen, insbesondere bei bestimmten Zystentypen oder ab einer gewissen Größe. Eine genaue Abklärung ist daher immer sinnvoll.
In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Arten von Eierstockzysten es gibt, wann eine Behandlung notwendig ist, und warum eine standardisierte Diagnostik so wichtig ist.
Physiologische Zysten: Teil des normalen Zyklus
Im Laufe des Menstruationszyklus entwickeln sich regelmäßig Follikelzysten, die eine normale Funktion im Rahmen des Eisprungs erfüllen. Diese physiologischen Zysten wachsen meist bis zu einer Größe von etwa 25 mm heran und platzen beim Eisprung, um die Eizelle freizusetzen.
Diese Vorgänge sind völlig normal und benötigen keine Behandlung. Häufig werden sie nur zufällig im Ultraschall entdeckt.
Funktionelle Zysten: Zyklusabhängige Veränderungen
Funktionelle Zysten entstehen, wenn sich der natürliche Zyklus verändert oder gestört ist. Die beiden häufigsten Formen sind:
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Follikelpersistenz: Der Follikel wächst weiter, ohne zu springen.
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Corpus-luteum-Zyste (Gelbkörperzyste): Nach dem Eisprung kann sich der Gelbkörper vergrößern und sich mit Flüssigkeit oder Blut füllen.
Diese Zysten sind in der Regel hormonell bedingt, meist gutartig und bilden sich oft von selbst zurück. Dennoch sollten sie beobachtet werden – besonders, wenn Beschwerden auftreten oder die Zyste größer als 5 cm wird.
Zyklusunabhängige Zysten: Wenn mehr dahintersteckt
Neben den harmlosen, zyklusbedingten Zysten gibt es auch zyklusunabhängige Veränderungen, die einer genaueren Abklärung bedürfen:
Endometriosezysten (Endometriome)
Hierbei handelt es sich um Zysten mit eingelagertem Menstruationsblut, die durch versprengte Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter (Endometriose) entstehen. Diese „Schokoladenzysten“ können Schmerzen verursachen und Endometriose kann mit Unfruchtbarkeit assoziiert sein.
Dermoidzysten (reife Teratome)
Diese gutartigen Tumoren enthalten oft Gewebe wie Haut, Haare oder Zähne. Sie können im Laufe des Lebens wachsen. Eine chirurgische Entfernung ist in der Regel sinnvoll.
Bösartige Zysten (Borderline-Tumor, Ovarialkarzinom)
In seltenen Fällen kann hinter einer Zyste auch eine bösartige Erkrankung wie ein sogenannter Borderline-Tumor oder Eierstockkrebs stecken – insbesondere wenn bestimmte Ultraschallkriterien erfüllt sind. Daher ist eine strukturierte Diagnostik entscheidend.
Warum eine genaue Diagnostik so wichtig ist
Wenngleich eine endgültige Diagnose oftmals erst nach Entfernung der Zyste durch die histologische Begutachtung des Gewebes erfolgt, stellen moderne bildgebende Verfahren wie der Transvaginal-Ultraschall oder eine MRT-Untersuchung wichtige Modalitäten zur Unterscheidung zwischen harmlosen und behandlungsbedürftigen Zysten dar.
Dabei kommen standardisierte Beurteilungssysteme wie die IOTA-Kriterien (International Ovarian Tumor Analysis) oder die ACR-O-RADS Klassifikation (American College of Radiology) zum Einsatz.
Diese Systeme helfen Ärztinnen und Ärzten dabei, das Risiko einer Bösartigkeit einzuschätzen.
Mögliche Komplikationen durch Eierstockzysten
Auch wenn viele Zysten keine Beschwerden verursachen, können sie in bestimmten Fällen zu Problemen führen:
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Zystentorsion (Drehung des Eierstocks): Ab einer gewissen Größe besteht die Gefahr, dass sich der Eierstock verdreht. Das kann zu starken Schmerzen und einer Unterversorgung führen – ein gynäkologischer Notfall.
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Zystenruptur: Eine geplatzte Zyste kann starke Unterbauchschmerzen und Blutungen verursachen. Besonders Corpus-luteum-Zysten können in seltenen Fällen größere Blutungen verursachen.
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Druckbeschwerden oder Zyklusunregelmäßigkeiten bei größeren Zysten
Behandlungsmöglichkeiten: Von Abwarten bis Schlüssellochchirurgie
In vielen Fällen ist keine Therapie notwendig – insbesondere bei funktionellen Zysten, die sich innerhalb von 1–2 Zyklen spontan zurückbilden. Eine Ultraschallkontrolle reicht in solchen Fällen aus.
Wenn jedoch Beschwerden auftreten, die Zyste eine gewisse Größe überschreitet oder auffällige Eigenschaften aufweist, ist eine operative Entfernung sinnvoll. Dabei kommt in der Regel die minimalinvasive Schlüssellochchirurgie (Laparoskopie) zum Einsatz. Sie ist besonders schonend, narbenarm und ermöglicht eine schnelle Erholung.
Fazit: Eierstockzysten – harmlos oder behandlungsbedürftig?
Nicht jede Zyste am Eierstock ist automatisch besorgniserregend. Viele entstehen im Rahmen des natürlichen Zyklus und verschwinden von selbst. Entscheidend ist jedoch eine gezielte Diagnostik, um gefährlichere Ursachen frühzeitig zu erkennen und Komplikationen zu vermeiden.
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